Guy Stern

Guy Stern, geboren 1922 in Hildesheim als Günther Stern. Emigrierte 1937 mit Hilfe eines Onkels aus St. Louis und des amerikanischen Konsuls in Hamburg als einziges Mitglied seiner fünfköpfigen Familie in die USA. Alle Bemühungen, seine Familie in die USA nachzuholen, scheiterten. Sterns Eltern und Geschwister wurden deportiert und starben wahrscheinlich im Warschauer Getto. Das ist allerdings ungewiss, vielleicht wurden sie auch nach Auschwitz deportiert.
Ab 1940 studierte Stern zunächst Romanistik, später Germanistik. 1942 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde aber erst später eingezogen. 1944 landete er drei Tage nach Invasionsbeginn mit den sogenannten Ritchie Boys, einer überwiegend aus Emigranten gebildeten Spezialeinheit des Militärnachrichtendienstes, in der Normandie und verhörte bis Kriegsende deutsche Kriegsgefangene und Überläufer. Er erhielt dafür den Bronze Star.

Nach dem Krieg nahm er sein Studium wieder auf, machte 1948 seinen B. A. in Romanistik, 1950 den M. A. in Germanistik, 1953 folgte die Promotion. Nach Lehrtätigkeiten an der Columbia University New York City wurde er 1963 Professor und Abteilungschef für deutsche Sprache und Literatur an der University of Cincinnati, danach University Dean, ab 1975 an der University of Maryland. 1978 folgte die Berufung an die Wayne State University in Detroit, wo er ab 1981 Distinguished Professor für Deutsche Literatur- und Kulturgeschichte war. Gastprofessuren führten ihn an die Universitäten Freiburg im Breisgau, Frankfurt am Main (1993), Leipzig (1997), Potsdam (1998) und München.
Er war der Direktor eines Instituts des Holocaust-Museums in Detroit sowie einer der Mitbegründer der Lessing Society, deren Präsident er von 1975 bis 1977 war. Als Autor und Herausgeber veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Sammelwerke zur deutschen Literaturgeschichte, insbesondere zur Emigranten- und Immigrantenliteratur. 1988, bei der Enthüllung des Erinnerungsdenkmals am ehemaligen Standort der zerstörten Hildesheimer Synagoge am Lappenberg, trug er eine Ansprache bei. 1998 hielt er zum sechzigsten Jahrestag der Reichspogromnacht im Bonner Bundestag einen Vortrag.
In den letzten knapp 20 Jahren zunehmende Bekanntheit als ehemaliger Ritchie Boy. Als Ritchie Boys bezeichnet man die Absolventen des Military Intelligence Training Center oder Camp Ritchie genannten Ausbildungszentrums der United States Army während des Zweiten Weltkriegs.

 

Aus der Dlf Audiothek | Andruck – Das Magazin für Politische Literatur

Guy Stern: „Wir sind nur noch wenige. Erinnerungen eines 100-jähr. Ritchie Boys“


BIBLIOGRAPHIE (Auswahl)

„War, Weimar and literature. The story of the Neue Merkur“, 1914-1925. University Park: Pennsylvania State University Press 1971.
„Literatur im Exil. Gesammelte Aufsätze 1959 – 1989.“ Ismaning 1989.
„Literarische Kultur im Exil. Gesammelte Beiträge zur Exilforschung“ (1989 – 1997). Dresden u.a. 1998.
„Fielding, Wieland, Goethe and the rise of the novel.“ Frankfurt am Main u.a. 2003.

AUSZEICHNUNGEN (Auswahl)

Guy Stern erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a.:
Das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1987)
Die Goethe-Medaille (1989)
Ritterorden der französischen Ehrenlegion
Ehrenbürger Tucson/AZ
Am 5. März 2012 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Hildesheim verliehen
OVID-PREIS  des PEN ZENTRUM deutschsprachiger Autoren im Ausland 2017  für sein Lebenswerk


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