GESCHICHTE

Hoppla, wir leben!
Unser Zentrum wurde 1934 von einer Gruppe von Schriftstellern gegründet, die damals gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und sich in alle Welt zerstreuten, weil sie sich nach Vorstellungen der Nationalsozialisten nicht mehr als „deutsch“ bezeichnen durften.

Nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges und als Reaktion darauf, wurde 1921 der Internationale PEN (die Vereinigung von Poets, Essaists und Novelists) als überstaatliche und apolitische Organisation gegründet, die sich zum Ziel setzte, für die Freiheit des Wortes einzutreten. Bereits zwölf Jahre später allerdings holte das Zeitgeschehen den Internationalen PEN ein und brachte, in den Worten von Thomas Mann, den „Zwang zur Politik“. Die PEN Vollversammlung in Ragusa im Mai 1933 verlangte von der deutschen Delegation eine Erklärung gegen die Bücherverbrennungen im eigenen Land. Die deutschen, bereits vom Nationalsozialismus vereinnahmten Delegierten verweigerten diese Geste und verließen den Kongress aus Protest. Damit blieb die Verteidigung der Freiheit des deutschen Wortes jenen deutschen Autoren überlassen, die ihrer Heimat den Rücken kehren mussten.

Ernst Toller


Heinrich und Thomas Mann

So kam es, dass Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Rudolf Olden und Max Herrmann-Neiße – alle bereits emigriert – 1934, beim folgenden Internationalen PEN-Kongress in Schottland, einen Antrag zur Gründung eines Deutschen PEN-Clubs im Exil stellten. Dem Antrag wurde stattgegeben und Heinrich Mann wurde zum ersten Präsidenten gewählt. Schon bald vereinte der Deutsche PEN-Club im Exil die wichtigsten emigrierten Autoren und Autorinnen und repräsentierte die verfolgte und oppositionelle Literatur des „anderen Deutschlands“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde über die Auflösung des Exil-PEN – wie er damals und zum Teil auch noch heute genannt wird – diskutiert, aber er setzte seine Tätigkeit fort, denn viele unserer damaligen Mitglieder kehrten nicht nach Deutschland zurück oder verließen Deutschland wieder.
Da der Begriff „Exil“ im engeren Sinne nicht mehr zutraf, wurde der Deutsche PEN-Club im Exil aber 1948 in PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland (PEN Centre of German-Speaking Writers Abroad) umbenannt und bot nach der Wende 1989 auch einer Reihe ostdeutscher Autoren, die nicht dem wiedervereinten deutschen PEN beitreten wollten bzw. ausgetreten waren, eine geistige Heimat. In diesem Sinne gilt also der Titel von Ernst Tollers Theaterstück ‚Hoppla, wir leben!‘ auch für unser Zentrum.

Neben der Wahrung des Andenkens an Leben und Werk unserer früheren Mitglieder sehen wir unser Hauptziel heute in unserem Einsatz für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die gegenwärtig verfolgt, vertrieben oder zum Schweigen gebracht werden.

Damals wie heute sind unsere Mitglieder über die ganze Welt verstreut, jedes in seine eigene Welt eingebunden. Aus den Flucht-, oder Vertreibungs- sind zunehmend Auswanderungsgeschichten geworden, die aber gleichermaßen unser Leben und Schreiben prägen. Kaum jemand unter uns fühlt sich heute noch im Exil. Unsere Emigration ist in den meisten Fällen eine freiwillige, selbstgewählte, manchmal auch eine innere. Wunsch, Zufall, Arbeit oder Liebe haben uns dazu gebracht, den deutschen Sprachraum zu verlassen.

Dennoch verbindet uns mit jenen, die einst unter Zwang in die Fremde gingen, die Notwendigkeit, sich in dieser einzurichten, d.h. an einem unvertrauten Ort aus dem, was wir in Koffern und Köpfen mitbrachten, und dem, was wir neu entdecken und erfahren, ein Leben zu schaffen.

Heute steht das PEN ZENTRUM deutschsprachiger Autoren im Ausland allen deutschsprachigen Autoren unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Wohnort, Übersetzern, Herausgebern und anderen Personen, die sich bedeutende Verdienste um die deutschsprachige Literatur erworben haben, offen.

Natürlich schlägt sich dies in unserem Schreiben nieder. Das Überqueren von Grenzen bringt nicht nur einen Verlust an Gewissheiten mit sich, sondern auch einen Gewinn an Wachsamkeit im Umgang mit Werten und Wörtern.

Auf dieser Website haben Sie die Möglichkeit, uns kennenzulernen, wer wir sind, was wir schreiben und wofür wir uns einsetzen.