Gabriel Berger

Gabriel Berger entstammt einer polnisch-jüdischen Familie. Er wurde 1944 im von Deutschen besetzten Frankreich geboren, wo seine Eltern, im Kontakt mit der Résistance, mit falscher Identität von Franzosen gelebt haben. Seine Kindheit verbrachte er in Polen, wo sich sein Vater als Kommunist am Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft beteiligen wollte. Antisemitische Tendenzen zwangen ihn jedoch 1957 Polen zu verlassen. Als seine neue Heimat wählte er die DDR, wo er seinem Ziel den Sozialismus aufzubauen weiterhin nachgehen konnte.
In Markkleeberg bei Leipzig besuchte Gabriel Berger die Oberschule und studierte danach an der Technischen Universität Dresden Physik. 1967, nach dem Studium, beantragte er zum ersten Mal die Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft. Seine Bemühungen wurden durch die Einberufung zum Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee beendet. Unter dem Eindruck des 1968 in der Tschechoslowakei eingeleiteten Reformkurses, sowie dessen Zerschlagung durch die Armeen der Ostblock-Staaten nahm Gabriel Berger eine oppositionelle Haltung zum „realen Sozialismus“ in der DDR ein. Nach dem Militärdienst arbeitete er als Physiker am Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf bei Dresden.
Die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) motivierte Gabriel Berger, Ende 1975 einen politisch begründeten Antrag auf Verlassen der DDR zu stellen. Der Antrag wurde abgelehnt. Gabriel Bergers Proteste gegen die Entscheidung der Behörden führten 1976 zu seiner Verhaftung. Nach einjähriger Haftstrafe unter dem Vorwurf der „Staatsverleumdung“ konnte er 1977 in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen. Dort war er zunächst im kerntechnischen, dann im IT-Bereich tätig und studierte Philosophie. Nebenbei veröffentlichte er Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften. In Westberlin engagierte er sich in der Exil-DDR- sowie in der Exil-Polen-Szene. Seit 1980 war er ein eifriger Unterstützer der polnischen demokratischen Massenbewegung „Solidarność“. Eine Zeitlang berichtete er aus Polen für deutsche Zeitungen und Zeitschriften. Nach einigen Jahren in Westdeutschland lebt er seit 2005 wieder in Berlin.
1988 erschien Gabriel Bergers erstes autobiografisches Buch „Mir langt’s, ich gehe“. Als Rentner widmet er sich vorwiegend dem Schreiben. Inzwischen ist er Autor mehrerer Bücher, die vorwiegend seine persönlichen Erfahrungen, die Schicksale seiner jüdischen Verwandten, die Probleme des Zusammenlebens von Polen, Juden und Deutschen, besonders während des Zweiten Weltkrieges und danach, sowie das Leben in der DDR zum Inhalt haben.

BIBLIOGRAPHIE

Mir langt‘s, ich gehe. Lebensweg eines DDR-Atomphysikers von Anpassung zu Aufruhr; Herder Verlag Freiburg; 1988; 256 Seiten.
Ich protestiere, also bin ich. Erinnerungen eines Unangepassten; trafo Verlag Berlin; 2008; 358 Seiten.
Von Helden und Versagern (Erzählungen); trafo Verlag Berlin; 2009; 223 Seiten.
Josef und seine Kinder. Odyssee einer jüdischen Familie; trafo Verlag Berlin, 2012; 199 Seiten.
Umgeben von Hass und Mitgefühl. Jüdische Autonomie in Polen nach der Shoah 1945-1949 und die Hintergründe ihres Scheiterns; Lichtig Verlag Berlin; 2016; 191 Seiten.
Der Kutscher und der Gestapo-Mann. Berichte jüdischer Augenzeugen der NS-Herrschaft im besetzten Polen in der Region Tarnów; Lichtig Verlag Berlin; 2018; 171 Seiten.
Allein gegen die DDR-Diktatur. Bespitzelt vom Ministerium für Staatssicherheit im Osten und Westen (1968 – 1989); Lichtig Verlag Berin; 2019; 255 Seiten.
Auf der Suche nach einer Heimat. Eine jüdische Familie im 20. Jahrhundert; Beggerow Verlag Berlin; 2020; 302 Seiten.
In Search of Home, A Jewish Family in the 20th century; Amazon KDP; 2021; 219 Seiten.
Wieder sind die Juden an allem schuld! Schlagabtausch im Internet über Juden und Israel; BOD (Selbstverlag); 2019; 177 Seiten.


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