Nachruf auf Ruth Weiss

Ruth Weiss

In Memoriam
Ruth Weiss – Nachruf von Andrei S. Markovits und Helga Druxes

Ruth Weiss war eine bis in hohe Alter engagierte Menschenrechtsaktivistin und Journalistin. Sie wurde 1924 in Fürth geboren, die Nationalsozialisten vertrieben sie 1936 mit ihrer Familie nach Südafrika. Dort wurde sie Wirtschaftsjournalistin für britische und südafrikanische Zeitungen und begann auch, sich mutig gegen Rassismus auszusprechen. Sie wurde zur intimen Kennerin Afrikas, seiner frühen staatsbildenden Eliten und Freiheitskämpfer, darunter auch Nelson Mandela. Wiederum wurde sie ausgewiesen: zuerst aus Südafrika, 1968 aus dem damaligen Rhodesien. Sie lebte danach in London, Köln, Münster und in den letzten Jahren bei ihrem Sohn Alexander in Dänemark.

Ihre Schriften auf Englisch und Deutsch umfassen eine Vielzahl von Genres. Nur drei sollen hier genannt werden. Ihre Autobiografie Wege im harten Gras schildert eindrücklich ihren Werdegang zur Kämpferin gegen Antisemitismus und Rassismus. Eine sechsbändige Reihe historischer Romane, Die Löws, stellt jüdisches Leben durch die Jahrhunderte spannend und in vielen Details dar. Die Kontraste und Schattierungen innerhalb des Judentums bezeugen nicht nur ein detailliertes Fachwissen, sondern hervorragende Beobachtungskunst.
In ihrem Roman Meine Schwester Sara überschneiden sich Rassismus, Apartheid und Antisemitismus auf dramatische Weise. Das Buch wird zur vielgelesenen Lektüre in deutschen Schulen, und sie selbst engagiert sich durch Lesungen in der Bildungsarbeit. Die Ruth-Weiss-Realschule in Aschaffenburg trägt ihren Namen.

Ruth Weiss erhielt auf internationaler Ebene viele Ehrungen und Preise, darunter das Bundesverdienstkreuz. Wir sind stolz darauf, dass wir sie als Ehrenpräsidentin unseres PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland erleben durften. Kennzeichnend für sie waren ihre Neugier auf Menschen, ihre Aufrichtigkeit, ihr Humor, nicht zuletzt ihre Bescheidenheit.

Im Jahr 2023 sprach sie anlässlich des Holocaust-Gedenktags noch im Landtag von Nordrhein-Westfalen und berichtete von ihren Erfahrungen in Südafrika: »Ich lernte, dass Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit keine Grenzen kennen, dass dies ein Unrecht ist, das überall zu bekämpfen ist.«
Ruth Weiss ist nun im Alter von 101 Jahren in Dänemark verstorben.


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