Forderungen Netzwerk Autorenrechte
Forderungen der Autor:innen und Übersetzer:innenverbände im Netzwerk Autorenrechte (NAR)
Faire Rahmenbedingungen zum E-Lending in Öffentlichen Bibliotheken
Der Deutsche Bibliotheksverband fordert von der Politik ein Gesetz, das Verlage und AutorInnen verpflichtet ihre E-Books vom Tage des Erscheinens an für die Onleihe zu lizenzieren. Begründet wird diese Forderung u.a. mit dem Recht auch einkommensschwacher Bürger auf Zugang zu Bildung. Ein solcher „Kontrahierungszwang“ im Urheberrecht würde aber nicht nur die Einkommenssituation von Verlagen und AutorInnen deutlich verschlechtern. Er griffe auch massiv in die Rechte und ökonomischen Freiheiten der Verlage und AutorInnen ein, und würde gleichzeitig ein destruktives Exempel für andere urheberische Gewerke setzen. Daher fordert das NAR:
Das Recht auf Zugang zu Bildung darf nicht auf Kosten des Urheberrechts gehen.
Schon jetzt wird fast jedes zweite E-Book in Deutschland über die öffentliche Bibliotheksausleihe gelesen. Aufgrund der niedrigen Pauschalzahlungen umfasst der Gesamterlös aber nur 6% des gesamten elektronischen E-Bookmarktes. Eine Zwangslizenz würde die Bibliotheken zu einem marktbeherrschenden Anbieter für aus Nutzersicht kostenfreie E-Books machen, ohne dass eine angemessene Vergütung für die Schöpfer dieser Bücher auch nur ansatzweise vorgesehen ist. Daher fordert das NAR:
Keine Schrankenlösung und keine verpflichtende Lizenz für das E-Lending. Stattdessen: Freiwillige Lizensierung bei signifikanter Erhöhung der Anschaffungsbudgets für E-Medien.
Die Bibliotheks-Tantieme ist für eine angemessene Vergütung der digitalen Leihe in Öffentlichen Bibliotheken keine Lösung. Obwohl eine Vergütung nach Ausleihen technisch möglich ist, wird bei gedruckten Büchern von über 8000 öffentlichen Bibliotheken nur nach den Zahlen von maximal 18 Referenzbibliotheken abgerechnet. Dieses intransparente Verfahren sollte auf keinen Fall auf E-Books übertragen werden. Aber auch das derzeitige Lizenzmodell ist intransparent. Bei E-Books wird zurzeit die Vergütung pro Leihe schon mit dem Erwerb des Werkes kläglich eingepreist. Eine angemessene Vergütung wird dadurch unmöglich. Daher fordert das NAR:
Eine genaue Dokumentation der Ausleihen von gedruckten Werken und von E-Books.
Ohnehin gehört Deutschland – als immerhin stärkste Volkswirtschaft in Europa – bei der Bibliothekstantieme zu den Schlusslichtern in der EU. Gerade einmal 4,3 ct pro Ausleihe eines gedruckten Buches werden von der Kultusministerkonferenz der Länder kalkuliert. In anderen Ländern der EU liegt der Etat zwischen 11 ct (UK) bis zu 48 ct (Irland). Im Europavergleich liegt nur Tschechien hinter Deutschland. Daher fordert das NAR:
Eine Vergütung für ausgeliehene Druckbücher, die deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegt.
Berlin, 15. Mai 2022. Die Unterzeichnenden:
- 42erAutoren e. V.
- A*dS Autorinnen und Autoren der Schweiz
- Autorinnenvereinigung e. V.
- Bundesverband junger Autorinnen und Autoren e. V. (BVjA)
- Bundeskongress Kinderbuch
- DELIA
- IG Autorinnen Autoren (Österreich)
- IG Übersetzerinnen Übersetzer (Österreich)
- Mörderische Schwestern e. V.
- PEN-Zentrum Deutschland
- PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland
- Selfpublisher-Verband e. V.
- SYNDIKAT e. V.
- Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke
- Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS in ver.di)
Das Netzwerk Autorenrechte (www.netzwerk-autorenrechte.de) repräsentiert 15 Verbände und über 16.000
Autor:innen und Übersetzer:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mitglieder: 42erAutoren, A*dS
Autorinnen und Autoren der Schweiz, Autorinnenvereinigung e.V., Bundesverband junger Autoren und Autorinnen
(BVjA), Bundeskongress Kinderbuch, DELIA, IG Autorinnen Autoren, Mörderische Schwestern e.V., Phantastik-Autoren
Netzwerk (PAN) e.V., PEN-Zentrum Deutschland, PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland, Selfpublisher-Verband e.V., SYNDIKAT – Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, Verband deutschsprachiger Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. (VdÜ), Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) in ver.di.
Kontakt: info@netzwerk-autorenrechte.de