Protestschreiben des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland

Protestschreiben des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland gegen die Entfernung eines Gedenksteines für den Schriftsteller Jürgen Fuchs in seiner Geburtsstadt Reichenbach im Vogtland

Mit Bestürzung stellen wir fest, dass ein Gedenkstein für den 1999 verstorbenen Schriftsteller Jürgen Fuchs durch einen Verwaltungsbeschluss des Bürgermeisters von Reichenbach abgebaut wurde. Wir betrachten dies als ideologisch motiviertes Vorgehen gegen die Person, das Werk und die Aufklärungsarbeit unseres ehemaligen Mitglieds Jürgen Fuchs und protestieren in aller Form dagegen.

Zum Hintergrund: Schüler des Goethe-Gymnasium der Stadt Reichenbach, an dem auch Jürgen Fuchs sein Abitur machte, schufen in Zusammenarbeit mit einem Landtagsabgeordneten einen Gedenkstein für Jürgen Fuchs mit einer Aufschrift von Laotse („Wahre Worte sind nicht immer schön, schöne Worte nicht immer wahr“) und stellten den Stein auf dem Gelände des Gymnasiums auf. Dem Gymnasialdirektor wurde vom Oberbürgermeister (Die Linke) und seinem Büroleiter (Die Linke) daraufhin ein Ultimatum gestellt, diesen Stein wieder abzubauen, da er ohne Baugenehmigung auf städtischem Gelände stünde.
Bemerkenswert ist dabei, dass der seit Herbst 2023 neu gewählte Oberbürgermeister der letzte Kreisleiter der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) in der DDR war. Üblich wäre gewesen, eine Baugenehmigung nachträglich zu gewähren, wie es ein Stadtratsmitglied einbrachte. Anstatt eines Vertreters des Bauamtes, sprach jedoch der Büroleiter des Oberbürgermeisters beim Direktor des Gymnasiums vor, und drängte auf die Durchsetzung des Ultimatums. Die Sache wurde mit großer Energie betrieben, und dies wenige Tage, bevor sich der neue Stadtrat konstituieren konnte, der anders hätte entscheiden können. Der Initiator des Gedenksteines und sächsische Landtagsabgeordnete Stefan Hösl sagte: „Es ist ein herber Rückschlag für die Demokratie. Man hat hier die Bürokratie nur als Grund vorgeschoben“. Der Oberbürgermeister der Stadt bezeichnete den Stein als „hässlich“ und hatte bereits zu Jahresbeginn als eine seiner ersten Amtshandlungen die Segenssprüche C+M+B („Christus segne dieses Haus“) im Rathaus beseitigen lassen.

Wir, das PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren, (ehemals deutscher PEN-Club im Exil), 1934 in London gegründet von u.a. Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann und Ernst Toller, protestieren entschieden gegen die bürokratisch-vorgeschobene Maßnahme der Beseitigung des Gedenksteins für unseren Schriftsteller-Kollegen Jürgen Fuchs, die einen der international bekanntesten Autoren und Aufklärer über die zweite deutsche Diktatur trifft.

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Foto: Gerd Möckel


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